Auf dem Beifahrersitz

Ich fahre verhältnismäßig viel mit dem Auto. Meistens sitze ich selbst am Steuer. Dabei trage ich die Verantwortung, für das Leben und die Gesundheit anderer und für mich selbst. Sogar in kritischen Situationen habe ich noch die Möglichkeit, den Gang der Dinge zu beeinflußen.

Gelegentlich aber bin ich auch Beifahrer. Ein ganz ungewohntes Gefühl für mich. Ich schaue aus einer anderen Perspektive zum Auto hinaus und habe vor mir kein Steuerrad, kein Gaspedal und vor allem keine Bremse. Ich empfinde dabei, wie ich dem Fahrer ausgeliefert bin. Wenn er riskant überholt, bin ich geneigt, meine Bedenken vorzubringen.

Seltsam, daß ich gerade im Straßenverkehr ungern anderen das Steuer überlassen. Im Leben sonst treffen andere Menschen immer wieder weitreichende Entscheidungen für mich. Immer wieder bin ich sogar froh, wenn andere Verantwortung für mich übernehmen. Ich vertraue meinem Zahnarzt und meinem Friseur. Ich vertaue darauf, daß die technischen Einrichtungen funktionieren.

Genau genommen bin ich in meinem Leben fast nur Beifahrer. Ich konnte nicht entscheiden, wann und wo ich geboren wurde, wie ich heiße und wie mein Leben verläuft. Und auch das Ende meines Lebens liegt nicht in meiner Hand. Gut zu wissen, daß am Steuer meines Lebens einer sitzt, dem ich voll vertraue. Einer, der nicht riskant überholt, sondern mich sicher zum Ziel bringt.

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