123. Jahrgang (1998) Nr. 3 (März)
"Die Debatte um den Gemeindeaufbau
in der Volkskirche ist nicht zu
Ende! Das beweist das vorliegende
Buch des bayrischen Pfarrers Alfred
Seiferlein. Der besondere
Akzent des Autors wird im Vorwort
deutlich: ´Der projektorientierte
Gemeindeaufbau verbindet den
modernen Lebensrhythmus mit einer
theologisch begründeten Gestaltform
des christlichen Glaubens`. ...
Seiferlein hat mit seinem Buch einen
wichtigen Beitrag zur
Gemeindeaufbau-Debatte geliefert. Es
ist ihm gelungen, die weit
verbreiteten Projekte theologisch
auf einen Nenner zu bringen und ein
volkskirchliches
Gemeindeaufbaukonzept darzustellen.
...
Kritik muß ... die lantente
Diskriminierung anderer
Gemeindeaufbau-Konzeptionen auf sich
ziehen. Hier wird eine argumentative
Auseinandersetzung, die auch den
Kontrahenten zu Wort kommen läßt,
durch starke Worte ersetzt ...
Die durchweg unterschwellig
polemische Darstellung anderer
Konzepte könnte den Kernpunkt der
Auseinandersetzung verdecken: die
Frage nach dem Christsein der
Fernstehenden. Der Autor tritt
vehement dafür ein, daß alle
Getauften als Christen anzusehen
sind, und daß es eine legitime Weise
des Christseins ist, in relativer
Distanz zur Kirche zu leben. Eine
theologische Begründung dafür
liefert er nicht. Er hofft, daß die
Fernstehenden das Evangelium in ihre
Lebensbereiche hinaustragen, auch
wenn sie nahezu ohne Kontakt zur
christlichen Gemeinde leben. Hier
setzt der kybernetische Streit ein:
Diese Sicht entspricht einem
volkskirchlichen Illusionismus, der
durch das Gespräch mit Fernstehenden
und deren tatsächlichen
Einstellungen zu Glauben und Kirche
nicht gedeckt wird ...
Der Streit um den Gemeindeaufbau in
der Volkskirche ist also noch nicht
zu Ende.